„Immer was los…“Lange Hitze und Trockenheit, mehr hungrige Borkenkäfer, viele kranke Fichten, mehr nötiger Kahlschlag: Wiederaufforstung von Mischwäldern in der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen wird angestrebt.


Seit Anfang der Klimaaufzeichnungen 1881 ist die Temperatur im Jahresmittel um 1,0° C gestiegen; Rheinland-Pfalz ist mit 1,5° C besonders betroffen – mit Konsequenzen gerade für unsere Wälder. Die vergangenen vier Jahre waren die vier heißesten aufeinanderfolgenden Sommer seit 1881. Dieser Wandel und damit verbundene Extremereignisse führten unteranderem zum Absterben von Jungpflanzen und bereits geschwächten Bäumen – eine Veränderung ist auch in naher Zukunft nicht zu erwarten. Der Grund ist schnell erklärt: Bäume benötigen CO2 und Wasser zum Leben. Ohne Wasser, oder ohne ausreichend Regen, geht es auch den Bäumen schlecht. In den letzten Monaten konnte man dies besonders bei den Fichten beobachten. Denn hinzukommt, dass Trockenheit und Hitze die Voraussetzungen dafür sind, dass der Borkenkäfer sich in den Fichten einnisten kann. Heiß und trocken genug war es in den vergangenen Monaten. Richtig ist aber: Nicht der Käfer selbst, sondern seine Larven sorgen letztendlich für ein Absterben der Fichten.

Der Fichtenborkenkäfer lebt in unseren Wäldern und ist ein natürlicher Teil des Ökosystems. Steigt die Temperatur auf mehr als 16,4 °C schwärmen die Käfer aus, suchen sich geschwächte Bäume und sorgen für Nachkommen. Sie bohren sich unter die Fichtenrinde und fressen dort einen Muttergang. Die weiblichen Käfer legen Eier und je nach Wärme entwickeln sich aus ihnen innerhalb weniger Tage Larven. Diese fressen die Leitungsbahnen - die Lebensadern des Baumes - im Baum durch. Infolgedessen stirbt der Baum.






Auch vor den Fichten in unserer Verbandsgemeinde machte der Borkenkäfer keinen Halt. Riesige Fichtenbestände mussten bereits durch Forstarbeiter aufgearbeitet werden. Das heißt: Um größeren Schaden zu vermeiden und die Ausbreitung des Käfers einzudämmen, mussten viele Fichten abgeholzt und aus dem Wald geholt werden. Die Folgen sind große Kahlflächen in unseren Wäldern. Wie wird sich dies voraussichtlich in nächster Zeit entwickeln?

Die Prognose lautet, dass im Forstamt Neuhäusel in den nächsten drei Monaten bis zu 350.000 Festmeter Schadholz aufgearbeitet werden sollen. Zur besseren Vorstellung: 350.000 Festmeter entsprechen einer Fläche von 700 ha, das heißt rund 900 Fußballfeldern - natürlich nicht nur in der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, sondern im gesamten Gebiet des Forstamts Neuhäusel. Das sind immense Zahlen. Jedem dürfte klar sein, dass diese zum Einem einen riesigen ökologischen, zum Anderen einen wirtschaftlichen Schaden beinhalten.

Im Forstbereich Höhr-Grenzhausen konnten in der Vergangenheit durch die Fichte bis zu 62 % Umsatz generiert werden, dementsprechend hatte die Fichte auch einen Anteil am Gewinn in der Holzwirtschaft in unserer Verbandsgemeinde begründet. Der bundesweite Borkenkäferbefall, und die damit verbundene notwendige Fällung der Bäume, führen nun zu einem Überhangsangebot an Fichtenholz. Dadurch ist der Holzerlös rapide gesunken.

Nun gilt es, die Waldbestände bzw. die Kahlflächen wieder aufzuforsten, sinnvoll und durchdacht. In unseren Waldbeständen waren schon immer auch Laubbäume vorhanden. Auch in Zukunft wird auf die Wiederaufforstung mit Mischwald geachtet. Aber klar ist wohl auch: Einen Wald wieder aufzuforsten funktioniert nur mit einer Menge an Pflanzgut und geht einher mit entsprechenden Kosten. Etwa 8,5 Millionen Euro werden benötigt, um im gesamten Forstamt Neuhäusel eine Wiederbewaldung durchführen zu können. Eine Förderung von Bund und Ländern ist aber zu erwarten. Klar dürfte zudem sein: Den Wald wieder aufzubauen ist nicht in ein paar Jahren getan. Vielmehr handelt es sich um eine Jahrhundert-Aufgabe. Diese kann nur als gesamtgesellschaftliche Leistung umgesetzt werden. Eine riesige Aufgabe, die auch auf die Kommunen zukommt. Sie leisten mit Blick auf Ökosystem- und Sozialleistungen des Waldes an dieser Stelle einen bedeutsamen Beitrag für das Gemeinwohl. Denn Artenschutz, Wasserschutz, Klimaschutz, Lärmschutz, freies Betretensrecht und Erholungsfunktion sind wichtige Punkte, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen und nicht zuletzt den BürgerInnen und Bürgern zugutekommen.