Partnerschaft für Demokratie Höhr-Grenzhausen veranstaltet 8.Demokratiekonferenz


In seiner Begrüßung stellte Bürgermeister Thilo Becker noch einmal die wichtige Arbeit im Rahmen des Bundesprogramms in den Fokus. „Unsere Demokratie gilt es zu verteidigen. Die Demokratie und wir BürgerInnen müssen in der Lage sein, Stammtischparolen und Angriffen jeglicher Art standzuhalten und entgegen zu treten.“ Thilo Becker wies aber auch darauf hin, dass Alltagsrassismus in verschiedensten Ausprägungen ein großes Problem ist „Er verbirgt sich vielleicht in manchem harmlos anmutenden Witz, wo man aber immer sagen muss „Stopp, hier wird eine Grenze überschritten, bist du dir darüber im Klaren, was du hier äußerst?! Wie kommt das bei deinem Gesprächspartner an!?“ Im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ leistet die PfD Höhr-Grenzhausen durch Projekte wie das Argumentationstraining gegen Stammtischparolen wichtige Arbeit.

Stefan Wolfram informierte anschließend über die im Jahr 2019 geleistete Arbeit im Rahmen des Bundesprogramms in Höhr-Grenzhausen. Unter den Schwerpunkten Förderung von Demokratieverständnis, Extremismusprävention sowie Förderung und Ausgestaltung einer vielfältigen lokalen Kultur des Zusammenlebens wurden ganz unterschiedliche Projekte durchgeführt. Das Theaterstück „Die Sehnsucht nach Frühling“ der Berliner Compagnie und ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen mit Prof. Dr. Boeser-Schnebel fanden bereits im Frühjahr 2019 statt. Zu der Veranstaltung anlässlich des Shoah-Gedenktages im Januar kamen über 150 BesucherInnen in die evangelische Kirche nach Höhr-Grenzhausen. Das Café Kunterbunt bietet über das Jahr hinweg in der Kindertagesstätte „Die Arche“ deutschen und ausländischen Familien einen Rahmen zum Kennenlernen und für gemeinsame Unternehmungen. Eine Vortragsveranstaltung mit Sascha Bisley (Autor „Zurück aus der Hölle“), ein Schulworkshop zum Thema „Potentiale entfalten/Demokratie stärken“, die Friedenswoche der Tibetinitiative sowie das für die Schulen angebotene Theaterstück „Das Mädchen mit der roten Kappe“ des Kölner Künstlertheaters werden in den verbleibenden Wochen des Jahres noch stattfinden und die durchgeführten Projekte abrunden.

Für das kommende Förderjahr laufen die Planungen bereits auf Hochtouren. Durch den Zusammenschluss mit der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach zur Partnerschaft für Demokratie im Kannenbäckerland erhoffen sich alle Beteiligten neue Impulse und ein größeres Einzugsgebiet für die so wichtige Arbeit im Bundesprogramm „Demokratie leben!“.

Stefan Wolfram ermutigte Vereine und Initiativen, mit Projektideen an ihn heranzutreten. Aber auch Einzelpersonen, die kein Projektträger sein können, forderte Stefan Wolfram auf, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. „Die Koordinierungs- und Fachstelle sowie das federführende Amt im Rathaus unterstützen bei der Projektplanung, der Umsetzung und bei den Formalitäten. Wenn Sie eine Idee haben, die zum Bundesprogramm passt, sprechen Sie uns an!“.

Die Projektplanungen für das Jahr 2020 sehen aktuell Vorträge und Workshops zu aktuellen Entwicklungen in der rechten Szene, einen Blick auf die historische Entwicklung des Rassismus, verschiedene Filmvorführungen, interkulturelle Vorträge/Veranstaltungen zum „Zusammenleben“ und zur „Gestaltung des Sozialraumes“ vor. Darüber hinaus sollen die Themenbereiche Rassismus im Alter sowie Vorurteilsbildung im Elementarbereich behandelt werden. Stefan Wolfram wies aber darauf hin, dass die Planungen nicht in Stein gemeißelt sind. „Das federführende Amt und ich erstellen für jedes Förderjahr einen Maßnahmenplan. So können sich potentielle Projektträger ggf. Anregungen und Ideen für eigene Projekte holen und wir können reagieren, sofern keine Projektanträge eingehen.“

Im Anschluss an die Demokratiekonferenz wurde die Wanderausstellung „Was´ los, Deutschland!? Ein Parcours durch die Islamdebatte“ eröffnet. Die bundesweite Wanderausstellung wurde in Höhr-Grenzhausen erstmals außerhalb von Celle gezeigt. Sie nähert sich den Themen Islamdiskurs, Islamismus und Muslim*innen in Deutschland auf einer spannenden, psychologischen Ebene. Dabei ist sie wissenschaftlich fundiert, präventiv, jugendgerecht und gemeinsam mit jungen Muslim*innen in Deutschland 2018-2019 entwickelt worden.

Die Ausstellung kann als eingefrorenes, psychologisches Theaterstück beschrieben werden. Besucher*innen bewegen sich durch eine multimediale Szenerie von 30 lebensgroßen Figuren in 11 Szenen. Über Lautsprecher kommunizieren die Figuren miteinander, über Kopfhörer sind ihre Gedanken zu hören. In dieser multimedialen und interaktiven Umgebung finden die Besucher*innen Impulse zur Reflexion rund um den deutschen Islamdiskurs oder Themen wie Zivilcourage, Antisemitismus oder kritischer Medienrezeption.

Die Wanderausstellung zum Islamdiskurs unterstützt junge Menschen darin, populistischen und menschenverachtenden Meinungen und Ideologien entgegenzutreten und die Welt in ihrer Komplexität wahrzunehmen. Gleichzeitig regt sie zum Nachdenken über gesellschaftliche Fragen an, wobei die zentrale Frage lautet: „Wie wollen wir in unserer Gesellschaft leben?“.

„Was’ los, Deutschland!?“ ist eine Idee und ein Projekt der CD-Kaserne gGmbH. Die Umsetzung erfolgte durch ein multidisziplinäres Projektteam. Kooperationspartner*innen waren u.a. Mitglieder des YouTube-Formats „Datteltäter“, das Theaterkollektivs „Markus & Markus“, Comic-Zeichnerin „tuffix“ und die Firma „Werkhaus“. Der Landespräventionsrat Niedersachen, die Landeszentrale für politische Bildung Niedersachsen und das Niedersächsische Kultusministerium begleiteten die Entwicklung.

Finanziert wurde die Entwicklung der Ausstellung „Was‘ los, Deutschland!?“ durch das Landesdemokratiezentrum am Landespräventionsrat im Niedersächsischen Justizministerium mit Mittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) sowie durch die Stiftung Niedersachsen, das Niedersächsische Kultusministerium und die Sparkasse Celle.

(Quelle: CD-Kaserne gGmbH Celle; https://waslosdeutschland.info/#ueber)