Ortsgemeinde Kammerforst

Waldbegang 2021


Am Samstag, den 19.06.2021 trafen sich die Mitglieder des Ortsgemeinderates Kammerforst mit Markus Heinz (Landesforsten), Detlev Nauen und Paula Machunze (Forstrevier Kannenbäckerland) sowie den Jagdpächtern Manfred und Björn Schmahl zum alljährlichen Wandbegang. Im Fokus standen dieses Mal Überlegungen und Beratungen zum neuen Forsteinrichtungswerk. Das Einrichtungswerk besteht aus einer Inventur und einem Rahmenplan zur Entwicklung des Baumbestands und Forstbetriebs im Gemeindewald. Diese Inventur und Planung auf einen Zeitraum von zehn Jahren werden durch die Landesforsten auf Basis der Abstimmungen mit Gemeinderat und Forstrevierleitung erstellt und abschließend vom Gemeinderat beschlossen. Eine neuartige Situation im Forst, die durch Trockenstress und starken Schädlingsbefall gekennzeichnet ist, stellt die Verantwortlichen vor große Herausforderungen, bietet zugleich aber auch neue Möglichkeiten, den zukünftigen Wald nachhaltig zu entwickeln. In diesem Zusammenhang haben sich die Beteiligten vorgenommen, den Naturschutz maßgeblich zu berücksichtigen. 

Hatte in Kammerforst bis vor Kurzem noch die Fichte den Nadelholzbestand vor Ort dominiert, wurde gemäß der bisherigen Ratsentscheidungen bereits mit einem Umbau zu einem deutlicher gemischten Wald begonnen. Hintergrund sind sowohl Überlegungen für mehr Klimastabilität als auch für mehr Artenvielfalt. Diese sogenannte Biodiversität bezieht sich neben der Pflanzenwelt natürlich auch auf Tiere und Mikroorganismen. In diesem Zusammenhang diskutierten der Rat und die Forstfachleute Umsetzungsmöglichkeiten für ein Konzept zum Umgang mit Biotopbäumen, Altbäumen und Totholz – kurz: BAT-Konzept – in Kammerforst. Als Biotopbäume betrachtet dieses Konzept Bäume, die als Behausung für Tiere dienen, etwa solche Exemplare mit Spechthöhlen oder Greifvogelhorsten. Bei Altbäumen handelt es sich meist um sehr alte Exemplare, die ihre Zieldimension weit überschritten haben. Bäume, die ganz oder zum Teil abgestorben sind – mit anderen Worten Totholz – sind wichtig sowohl als Lebensraum wie auch für den Nährstoffhaushalt im Wald. Anhand dieser unterschiedlichen Charakterisierungen können einzelne Bäume identifiziert und mit umliegenden Bäumen zu Gruppen von bis zu 15 zusammengefasst werden, die für die Lebensdauer des zentralen Exemplars aus der forstlicher Bewirtschaftung herausgenommen werden. Allerdings kann unter Umständen zur Verkehrssicherung oder zur Arbeitssicherheit eingegriffen werden. Neben einzelnen Baumgruppierungen wurde die mögliche Ausweisung sogenannter Waldrefugien, also größerer zusammenhängender Waldflächen von besonderer Bedeutung, als Option des aktiven Naturschutzes besprochen. Der Gemeinderat strebt an, das Mischwaldkonzept weiterzuverfolgen und als Naturschutzmaßnahme das BAT-Konzept umzusetzen. Verschiedene BAT-Flächen wurden bei der Begehung bereits ins Auge gefasst. 

Desweiteren gaben Detlev Nauen und Paula Machunze Auskunft zum aktuellen Stand der Aufforstungen. Insgesamt zeigten sich die Forstleute zufrieden mit der Anwuchssituation. Erfreulich ist zudem die Naturverjüngung, zu großen Teilen aus Fichten und Douglasien, die beim Waldumbau berücksichtigt wird. Ein Wermutstropfen bleibt der hohe Ausfall von geschätzten zwei Dritteln der Roteichen und Baumhaseln auf der Kulturfläche an der Gabelung des Rundwegs. Diese Bäume lagen aufgrund der Corona-bedingt abgesagten Bürger-Pflanzaktion im März 2020 relativ lange im Einschlag und konnten unter den Bedingungen des trockenen Sommers nicht so gut anwachsen wie erhofft. Hier ist eine Nachbesserung im Herbst vorgesehen, die – wie die anderen Aufforstungsmaßnahmen – förderfähig ist. Die Erweiterung der Roteichen- und Baumhasel-Kultur in Richtung Friedhof, die um Buchensetzlinge ergänzt wurde, macht sich bislang wiederum gut. Für einen positiven Wachstumsfaktor sorgten die Niederschlagsmengen des ersten Halbjahres 2021. Das macht Hoffnung auf eine weiterhin insgesamt positive Entwicklung.

Wichtiger Hinweis zur Holzentnahme aus dem Wald

Für die Entnahme von Holz aus dem Wald gibt es klare Regeln: So ist die Entnahme nur nach vorheriger Anmeldung beim Forstrevier und gegen entsprechendes Entgelt gestattet. Auch umherliegendes Holz darf nicht einfach aufgelesen und mitgenommen werden! Wer sich etwa regelmäßig und in entsprechenden Mengen Feuerholz auf diese Weise sichert, muss mit einer Anzeige durch die Ortsgemeinde rechnen. Wie im vorangegangenen Beitrag erläutert, dient am Boden liegendes Holz als Lebensraum für Kleinsttiere und Mikroorganismen und ist im Nährstoffhaushalt des Waldes bedeutsam. Wir bitten alle Waldbesucher dringend um Beachtung!

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