Shoa-Gedenken und Friedensgebet am 28. Januar


„Shoa“ – das ist hebräisch und bedeutet „Unheil“ oder „Verderben“. Der Begriff fasst den nationalsozialistischen Völkermord an mehr als 6 Millionen Juden zusammen, rund zwei Drittel aller damals lebenden europäischen Juden. Hinzu kamen auch Morde an Sinti und Roma, Homosexuellen, Behinderten, Kriegsgefangenen und Menschen, die von im Rassenwahn agierenden Tätern für "lebensunwert" erklärt wurden. Das Konzentrationslager Auschwitz war zentraler Ort der „Shoa“. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die wenigen Überlebenden derjenigen Menschen, die dort über Jahre hinweg zusammengepfercht und auf bestialische Weise ermordet wurden. In Höhr-Grenzhausen ist der Tag dieser Befreiung ein Gedenktag: Seit rund 15 Jahren treffen sich Schülerinnen und Schüler mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen und der Kommunen, um an das zu erinnern, was manchen weit weg scheint und anderen ganz nahe ist -  und stemmen sich auf dise Weise gegen das Vergessen. Denn ohne Geschichte gibt es keine Zukunft. 

In diesem Jahr findet die Gedenkfeier am 28. Januar statt. Beginn ist um 16.30 Uhr mit einem Stillen Gedenken an den Namestafeln am Stadtpark, anschließend folgt ein gemeinsamer Gang zur Evangelischen Kirche. Dort beginnt um 17.00 Uhr der Abendgottesdienst mit Shoa-Gedenken und Friedensgebet.


Das Projekt „Lebensspuren“: Ein Rückblick auf die Entstehung des Mahnmals am Stadtpark in Höhr-Grenzhausen

Bundespräsident Roman Herzog erklärte im Jahre 1996 den 27. Januar zum bundesweiten, gesetzlich verankerten Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. 2005 wurde der Jahrestag von den Vereinten Nationen zusätzlich zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. Auch in Höhr-Grenzhausen wird seit 2005 in Zusammenarbeit mit Vertretern der Verbandsgemeinde und der Stadt Höhr-Grenzhausen, der örtlichen Kirchen, der Ernst-Barlach-Realschule plus und des Gymnasiums im Kannenbäckerland, des Keramikmuseums sowie der städtischen Gremien in jedem Jahr eine würdevolle Gedenkstunde zur Erinnerung an die Opfer aus Höhr-Grenzhausen begangen.

Im Rahmen der vielen Gespräche zur Vorbereitung der Gedenktage entstand im Jahr 2013 auf Initiative von Bürgermeister Thilo Becker die Idee zur Gestaltung eines Mahnmals. Vorausgegangen waren Diskussionen über die Verlegung von den sogenannten „Stolpersteinen“ an verschiedenen Standorten in Höhr-Grenzhausen. Die städtischen Gremien haben sich bewusst für die Gestaltungsalternative mit handgefertigten Erinnerungssteinen aus Keramik entschieden. Das Mahnmal soll an die Opfer des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte und für alle künftigen Generationen an die Unantastbarkeit der Menschenrechte erinnern. Es entstand das Projekt „Lebensspuren“, welches schließlich am 27. Januar 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Zwei Jahre zuvor hatten Schülerinnen und Schüler der Ernst-Barlach-Realschule plus zunächst mit der Erstellung von Biografien über die 24 ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger begonnen, die Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden. Mit großer Sensibilität setzten sich die Jugendlichen im Unterricht mit dem Leben und den Schicksalen der Menschen auseinander. Sie beschäftigten sich mit den Berufen, den Hobbys, den Familienverhältnissen und den damaligen Wohnorten der einzelnen Personen. Daraufhin arbeiteten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Kannenbäckerland die Namen der 24 Opfer aus Höhr-Grenzhausen in Keramikplatten ein und nahmen so die individuellen „Spuren“ der Personen symbolisch auf.

Diese Gedenksteine sind seither an der Mauer des Stadtparks in Höhr-Grenzhausen angebracht, in direkter Nähe zu der bereits 1995 erstellten Mahntafel „Kain, wo ist dein Bruder Abel?“ Sie geben Hinweise auf die ehemaligen Mitbürger, tragen deren Namen, Geburts- und Sterbedatum sowie den Ort, wo die Menschen gestorben sind. Dabei wurde Wert auf eine ganz persönliche „Handschrift“ jedes einzelnen Steins gelegt. Damit entstand ein zentraler Ort der Erinnerung und ein Aufruf, das Unrecht und Leid, welches diesen Menschen zugefügt wurde, niemals zu vergessen. Die feierliche Einweihung des Mahnmals fand am 09. November 2015, anlässlich des Gedenktages an die Reichsprogromnacht, statt.