Auch wenn der bislang niederschlagsarme Frühling anderes vermuten lässt, ist das Risiko durch Starkregen und daraus resultierende Sturzfluten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Besonders in den Sommermonaten kommt es vermehrt zu extremen Gewitterregen, bei denen große Wassermengen in sehr kurzer Zeit fallen. Der ausgetrocknete Boden kann diese Wassermassen nicht schnell genug aufnehmen – das Wasser fließt oberflächlich ab und bahnt sich, wie bei der Ahrtal-Katastrophe 2021, seinen Weg in die Täler. Eine präzise Vorhersage von Ort und Zeitpunkt solcher Sturzfluten ist jedoch kaum möglich. Dadurch bleibt im Ernstfall oft keine ausreichende Zeit für gezielte Schutzmaßnahmen – anders als etwa beim langsam ansteigenden Flusshochwasser.

In der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen ist insbesondere der Ortsteil Grenzau stark gefährdet. Bereits im Jahr 2016 kam es dort zu einem extremen Hochwasserereignis.
Um im Ernstfall wertvolle Zeit für Evakuierungsmaßnahmen zu gewinnen, hat die Verbandsgemeinde in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Hochwasservorsorge umgesetzt.
Drosselbauwerk und Rückhaltebecken
Ein zentrales Element dieser Maßnahmen ist das Drosselbauwerk im Bereich der Hüttenmühle zwischen Alsbach und Faulbach, dass im April 2023 in Betrieb genommen werden konnte. Das Bauwerk wurde in enger Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach realisiert. Die Maßnahme dient dazu, bei Starkregen die Wassermassen des Masselbachs kontrolliert zurückzuhalten. Der Masselbach mündet im Bereich der Kreisstraße K117 (Einmündung Brexbachstraße) in den Brexbach, der durch den gesamten Ortsteil Grenzau fließt.

Drosselbauwerk Hüttenmühle
Funktionsweise
Das Drosselbauwerk ist ein Stahlbetonbau mit natürlicher Gewässersohle, das davor liegende, natürliche Rückhaltebecken besitzt ein Rückhaltevolumen von rund 12.500 m³. Der Durchfluss im Normalbetrieb liegt bei etwa 4,85 m³/s, wodurch sowohl Alltagsabflüsse als auch kleinere Hochwasserwellen das Bauwerk ohne Rückstau passieren können. Der breite Durchflussquerschnitt von 3 Metern sorgt dafür, dass sich die Fließgeschwindigkeit des Masselbachs im Normalfall nicht erhöht.
Bei stärkeren Hochwasserereignissen wird Wasser automatisch in der Anlage eingestaut. Bei einer Zuflussmenge von 15 m³/s können etwa 10 m³/s pro Sekunde zurückgehalten werden. Dies führt zu einer Verzögerung des Hochwasserscheitels von rund 20 Minuten – eine Zeitspanne, die im Ernstfall entscheidend und sogar lebensrettend sein kann. Bei kürzeren Starkregenereignissen kann sie auch zum Ausbleiben einer Hochwasserlage führen. Zudem wurde bereits 2022 ein kleineres Drosselbauwerk am Brexbach unter der K117 errichtet, dieses kann auf einer natürlichen Rückhaltefläche (Retentionsfläche) rund 5.500 m³ einstauen.

Drosselbauwerk Brexbach
Moderne Hochwasserfrüherkennung
Ein weiterer Baustein der Hochwasservorsorge ist die Einbindung der Verbandsgemeinde in den Hochwasservorhersagedienst Rheinland-Pfalz (HVD). Zwei kommunale Messstationen – der Pegel Brexbach und der Pegel Hüttenmühle am Masselbach – liefern kontinuierlich Daten, die über die App „Meine Pegel“öffentlich einsehbar sind. Die App bietet zudem eine Benachrichtigungsfunktion, mit der sich Bürgerinnen und Bürger individuell über kritische Wasserstände in ihrer Umgebung informieren lassen können.
Hier gibt es eine Übersicht der aktuellen Pegelstände